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Wandertage | Schwierigkeit | Webcams |
4 - 5 |
T2 |
Via Spluga
Kulturweg von Thusis nach Chiavenna |
|
|
Gemütliche Variante
Zeit
m auf m ab Route in 4 Tagen
Zeit
m auf m ab 1. Tag: Thusis - Viamalaschlucht - Zillis (Bus nach Andeer) 4h40
820
570
1. Tag: Thusis - Viamalaschlucht - Zillis - Andeer 6h10
990
705
2. Tag: Andeer - Sufers - Splügen 5h30
860
370
2. Tag: Andeer - Sufers - Splügen 5h30
860
370
3. Tag: Splügen - Splügenpass - Montespluga
3h30
690
250
3. Tag: Splügen - Splügenpass - Montespluga - Isola 6h50
760
960
4. Tag: Montespluga - Isola - Campodolcino
5h20
90
940
4. Tag: Isola - Chiavenna 5h40
180
1120
5. Tag: Campodolcino - Chiavenna
4h00
200
930
Hinweise
Gewandert: Sommer 2000 und 2016.
Anreise: mit der Bahn nach Thusis. (Fahrplan
Leichte Strassen-Variante zu Beginn (ohne Traversina-Steg) = Ausweichmöglichkeit bei schlechtem Wetter oder ungenügender Bergtüchtigkeit: Thusis - Verlorenes Loch - Viamalschlucht, 1h30Der Einstieg in die autofreie, asphaltierte Schluchtstrasse befindet sich südlich vom Bahnhof Thusis (bis dorthin Nr.33 ViaAlbula folgen, der Weg über "Sils" wäre ein Umweg). Nach dem Strassenkreisel und der Brücke über die Nolla zweigt das Strässchen rechts in die Schlucht ab. Die Route "Verlorenes Loch" ist einfach zu begehen und ermöglicht dem Wanderer, die hohen Felswände und tiefen Schluchteinschnitte in Ruhe auf sich wirken zu lassen. Spannend ist es auch, den Traversina-Steg von unten her zu bewundern.
Eine Viertelstunde nach der Besenbeiz von Unter-Rongellen geht es links zum Wanderweg hinunter. Der Schlussteil über den Hügel zur Viamala-Schlucht wird über anstrengende Steintreppen bewältigt.
(Alternativ dazu kann man auf der Fahrstrasse und durch ein lärmiges Galerietunnel in einer Viertelstunde zur Viamala-Schlucht gelangen.)
- Unter-Ronggellen: Besenbeiz alte Post, Tel. 081 651 33 77
Das Verlorene Loch ist eine Engstelle mit einem Tunnel auf der alten Kommerzialstrasse, die 1818 bis 1823 als erste Fahrstrasse über die Bündner Alpen gebaut worden war. Heute gilt die Strecke zwischen Thusis und Rongellen als Baudenkmal.
Auf breitem Wanderweg geht es durch den Wald sanft aufwärts; beim Waldausgang beginnt der schmale, teils ausgesetzte, aber gut gesicherte Pfad, zunächst ebenaus im Waldsaum, dann im steilen Waldhang. Schliesslich queren wir das Traversinertobel, wo eine kühne Hängebrücke auf die andere Seite der Schlucht führt - oben im Brückenbuch kann man sich einschreiben. Der Traversina-Steg besteht aus einer neuartigen hängenden Treppe aus Lärchenholz und wird als "Juwel der Schweizer Ingenieurbaukunst" gepriesen.
Abstieg zum
Hinterrhein (wo die leichte Variante
einmündet) und auf breitem Weg talaufwärts. Wo sich die
Schlucht verengt, wird es kurz steil und anstrengend. Ein
schmaler Pfad führt über teils hohe Steintritte bergauf,
quert die Felsen (stabile Eisengeländer) und senkt sich zum
Eingangskiosk der Viamala-Schlucht
(Postautohaltestelle und Café).
Nun rund 200m
strassaufwärts (mit Blick in die tiefe Schlucht); links
zweigt der Wanderweg in den Uferwald ab und führt zu einer
weiteren Hängebrücke, die Punt da Suransuns; bei
warmem Wetter lässt es sich auf den Steinen des Hinterrheins
picknicken. Auf der anderen Seite schlängelt sich ein
romantischer Pfad durch die Uferfelsen (weitere
Picknickplätze) und steigt den Waldhang hinauf. Oben Kiesweg
nach links, unter der Autobahn hindurch und nach rechts
parallel dazu. Ein letzter Aufstieg auf Wurzelpfaden durch
schattigen Wald von "Davos Salegn".
Wir kommen aus dem
Wald und wandern durch landwirtschaftliches Gebiet, mit
Sicht aufs ganze Tal, nach Reischen. Zahlreiche
kunstvolle Trockenmauern und Naturwiesen säumen den Weg. Ab
Reischen kurz dem Teersträsschen entlang und Abkürzung auf
Saumpfad nach Zillis hinunter. Zillis ist
berühmt für die Bilderdecke in der Kirche St.Martin mit
Stationen aus dem Leben Jesu (der Besuch ist
kostenpflichtig). Museum und mehrere Restaurants.
Ab Zillis gibt es links und rechts des Tales Wege nach "Andeer" - die Via Spluga führt abwärts zur Brücke über den Hinterrhein, wo sie noch 200m der Strasse folgt, dann links abzweigt und dem Bächlein entlang nach Donath hinauf führt. Ausgangs vom Dorf ist eine alte Bogenbrücke zu bewundern - die erste Betonbrücke Europas.
Unsere Route verläuft auf der ruhigen Talseite, meist durch Wald und landwirtschaftliches Gebiet. Nach einer gedeckten Holzbrücke führt das Strässchen zu einem schönen Picknickplatz hinauf.
Weiter auf dem Strässchen könnte man über die
Ruine Cagliatscha nach Andeer gelangen - unsere Route
hingegen zweigt halblinks ab: ein schmaler, wunderschöner
Wiesenpfad führt immer in gleicher Richtung nach Clugin
hinunter. Wir umrunden das Gemeindehaus (Getränkeautomat)
und wandern auf schattigen Waldwegen zur gedeckten
Holzbrücke von Andeer. Der gepflästerten Strasse
entlang erreichen wir das Dorfzentrum.
Gasthäuser
Links
steiler Waldhang |
Traversina-Steg |
stabile Eisengeländer |
Steilstufen oberhalb Viamala |
Punt da Suransuns |
Kirche Zillis |
Links vom Gasthaus Rofflaschlucht steigt ein ruppiger Pfad zum gekiesten Dach der AutobahnGalerie hinauf, dann dem steilen Waldhang entlang, hoch über dem engen Tobel. Später führt der Weg hinunter zum Hinterrhein. Der abwechslungsreiche Weg führt über längere Zeit in teils anstrengendem Auf und Ab zwischen Hinterrhein und der wenig befahrenen Lokalstrasse, die man immer wieder streift - ab und zu ist der Wanderweg als Balkon der Strasse angehängt. Auf einem Hängebrücklein quert man schliesslich den Hinterrhein, kommt am Eisloch vorbei (noch Anfang Juni fanden wir dort Schnee und Eis), wo riesige bemooste Felsen von einem früheren Felssturz erzählen. Dann gehts 10 Minuten auf dem Seitenstreifen der Fahrstrasse entlang und rechts etwas ermüdend treppauf in den Wald, direkt zum ehemaligen militärischen Festungswerk Crestawald.
Treppab zum Parkplatz des Festungswerks (Kiosk) und Wanderweg über einen Waldhügel, wo Kanonen und Schiessscharten auf die frühere Wichtigkeit dieses Orts zeugen. Wieder an der Fahrstrasse, kurz vor dem Stausee, verzweigen sich die Wege - die Via Spluga führt oberhalb der Strasse Richtung "Sufers", Blick auf den Sufersee. Durch landwirtschaftliches Gebiet gelangen wir nach Sufers, am Selbstbedienungslädeli "Via Spluga Raststätte" vorbei, wo man Getränken und einheimische Produkten erstehen kann. Das einzige Restaurant vom Dorf befindet sich unten am See (5 Minuten).
In Sufers halten wir die Richtung und nehmen nach dem Hof Wissbad den leicht ansteigenden Weg durch den ausgedehnten Chilchwald, an Ausläufern von grossen Geröllawinen vorbei. Wo wir aus dem Wald treten, sehen wir links die Burgruine Splügen und vor uns das Dorf Splügen, dahinter die Schneeberge. Bereits erahnen wir die Fortsetzung der Via Spluga, die in Splügen einen rechten Winkel nach links macht (geradeaus ginge es zum San Bernardino-Pass). Unser Weg führt an der Kirche vorbei ins historische Dorfzentrum von Splügen.
Gasthäuser
Links
Rofflaschlucht |
Fussweg-Balkon |
Sufers mit Stausee |
Ruine Splügen |
Hotel Bodenhaus Splügen |
3. Tag: 3h30, aufwärts 690m,
abwärts 250m Splügen 1457m - Hübscherenbach 1664m - Marmorbrücke - Bodmastafel 1790m (1h30) - Schwarzhütte 1804m - Abzw.Berghus 2033m - Splügenpass 2115m (1h10) - Cerfui 2063m - Monte Spluga 1920m (50min) Praktisch ohne Hartbelag. |
zur Detailkarte |
Splügen |
Saumweg zum Splügenpass |
Berghus Splügenpass |
Gewitterstimmung ob Montespluga |
angekommen! |
4. Tag: 5h20, aufwärts 90m,
abwärts 940m - T2-T3, je nach Wetter Monte Spluga 1920m - Staumauer 1898m (1h) - Cardinelloschlucht - Soste 1544m (1h20) - Rasdeglia - Mottaletta 1350m (40min) - Isola Italien 1253m (20min) - Campodolcino 1104m Camping (1h10) - Prestone Staumauer 1056m (40min) - Campodolino-Prestone (10min)
|
zur Detailkarte |
Lago di Monte Spluga |
Cardinelloschlucht |
Cardinelloschlucht |
Wasserfall bei Soste |
Mottaletta |
5. Tag: 4h, aufwärts
200m, abwärts 930m - T2
|
zur Detailkarte (mit beiden Varianten) |
Zurück auf der Via
Spluga, wandern wir auf schönsten Wiesenwegen talabwärts.
Bereits können wir Chiavenna erahnen, und erste
Kastanienbäume und Ginsterbüsche säumen den Weg. Recht
ruppig geht es dann im Wald zwischen Trockenmauern zum
Weiler Vho hinunter. Bei Squadra überqueren
wir die Lira, ein zweites Mal bei Cimaganda über
eine kleine Hängebrücke. Was nun folgt, ist eine kleine
Kletterei über Felsen und die Querung eines Lichtung mit
mediterranen Pflanzen. Wieder im Wald, taucht unvermittelt
die kleine Kapelle Vallesegna auf. Auf der andern
Talseite throhnt die Wallfahrtskirche von Gallivaggio
(man könnte sie über eine Hängebrücke erreichen). Die
nächste Stunde verläuft mehrheitlich durch Wald; moosige
Steine und Bäume zeugen von hoher Luftfeuchtigkeit.
Ein Strassenstück
bringt uns abwärts nach S.Giacomo Filippo. Auch über
diesem Dorf throhnt eine schöne Kirche. Früher führte die Via
Spluga links von der Kirche, an der Bar vorbei, über den
Waldhügel von Uggia. Neu steht auch ein Via-Spluga-Pfeil unten
bei der Brücke und weist Richtung rechtes Lira-Ufer. Als wir
in der Bar danach fragten, war die Antwort, dass die
Hügelvariante viel anstrengender sei und nur noch als Variante
bestehen bleibt. Wir gehen also zur Brücke zurück,
folgen dem Weg abwärts zur Lira und finden nach einer
Viertelstunde eine Hängebrücke ans andere Ufer. Nach
Überquerung der Strasse gehts auf Treppenwegen aufwärts in den
Wald, wo oben die Wege wieder zusammentreffen.
Im leichten Auf und
Ab wandern wir dem Hang entlang, umrunden den Hügel und sehen
unvermittelt auf Chiavenna hinunter. Dem Pfeil
"Pianazzalo" folgen wir nur, wenn wir dort übernachten wollen
(was nochmals 100 Höhenmeter Anstieg bedeuten würde). Ansonsten
bleiben wir auf dem Hangweg, kommen aus dem Wald und treffen
auf eine Strasse durch die Rebberge, von wo wir einen
fantastischen Blick auf die Stadt geniessen.
Treppenwege
verlocken zum Abstieg, doch unsere Route folgt bis zum Wegpfeil
rund zehn Minuten der Strasse. Auf Treppen- und Naturwegen
wandern wir das letzte Stück in den Talboden hinunter. Dort
nehmen wir das GPS zu Hilfe, um unser Hotel zu finden.
Für den Bahnhof, wo auch die Busse abfahren, quert man die Brücke,
hält die Richtung und gelangt durch die Altstadt von
Chiavenna zur Stazione.
Chiavenna war schon zu Römerzeiten ein wichtiger Handelsplatz. Es lohnt sich, nochmals zu übernachten, um Zeit für die Besichtigung der schönen Altstadt zu haben und die Trekkingroute in einem der Grotti genussvoll zu beenden.
Gasthäuser
Links
die ersten Kastanien |
felsiger Weg bei Lirone |
moosige Felsen |
S.Giacomo Filippo |
Chiavenna |
Links
|
Zwölf Kulturwegrouten führen durch alle Teile des Landes. Erlebnismagazin in D,I,F,E: https://viastoria.ch/ |
Dokumentation
|
"Via Spluga" bei Amazon.de |
«Über die Alpen
gegen Süden wandern». Diesen Wunsch hegten meine Freundin
und ich seit langem. Beide sind wir bestandene Grossmütter
und wie lange wir grosse Touren bewältigen, wissen wir
nicht.
Verena Sandmeier,
04.05.2006 Ein Erlebnisbericht aus dem "Seniorenweb"
Also: Rucksack packen und los geht‘s!
Die Via Spluga beginnt in Thusis und führt auf Wanderwegen und alten Säumerpfaden nach Chiavenna. Die Buchung dieser Tour sichert fünf Übernachtungen inkl. Frühstück, Lunchpaket und den Transport des Gepäcks.
In Thusis hangen die Wolken bis ins Tal. Feiner Regen testet unsere Pelerinen. Wir überqueren den Hinterrhein. Der Pfad wird steil und glitschig. Während einer halben Stunde setzen wir unsere Füsse besonders sorgfältig auf. In der Tiefe rauscht der Rhein, ein junger, ungestümer Bach.
Viamala
Die Viamala — schlechter Weg — zieht sich durch die Schlucht. Der Rhein brodelt und tost. An den steilen Wänden sehe ich Spuren von Gletschermühlen, in Tausenden von Jahren ausgeschliffen von einer Kraft, die sich unaufhaltsam durch den Fels gekämpft hat. Langsam tastet sich die Sonne durch die Wolken.
Die Kirche Zillis ist ein Wunder an Bildern, die im 12. Jahrhundert an die Holzdecke gemalt wurden. Mit Hilfe eines Spiegels verfolgen wir die Lebensgeschichte Jesu.
Erstes Ziel: Andeer
Unser erster Wandertag findet sein Ziel in Andeer, Hotel Fravi. Wir geniessen Badezimmerfreuden, strecken unsere müden Beine aus und freuen uns aufs Nachtessen. Der Speisesaal füllt sich. Ältere und alte Leute suchen ihren Platz. Die Gehhilfen stellen sie in eine Ecke; den Rollator schieben sie vorsichtig vor sich hin. Eine Seniorengruppe ist hier zu Gast. Wir schauen einander an: noch sind wir aus eigener Kraft unterwegs, noch können wir gehen, wohin die Füsse uns tragen. An den Nebentischen wird gelacht und gescherzt: «Wir sind zwar alt, haben allerlei Bresten — aber wir freuen uns am Leben.»
Am Morgen sind die Berge noch immer Wolkenverhangen. Unser Weg führt durch das Stein-Werk Conrad. Granit aus Andeer ist grünlich mit weissen Adern. Wir schauen den Arbeitern zu. Ein mächtiges Fräsenblatt kreischt sich durch einen Steinblock. Platte reiht sich an Platte — Material für Tische, Bänke, Abdeckungen, Fussböden.
Wir betreten den Wald, steigen bergan über Stufen und Wurzeln zum Kraftwerk Bärenburg, schwitzen, keuchen. Abstieg zur Rofflaschlucht. Hier hat ein Mann mit eigener Kraft vor langer Zeit in den Wintermonaten den Felsen entlang einen Weg über dem tosenden Rhein geschlagen. Der Wasserfall begrüsst uns mit feinem Sprühregen.
Wir sitzen an einem der Holztisch im Hotel Rofflaschlucht. Die Wirtsleute sind jung; sie hoffen auf einen guten Sommer, leben praktisch vom Tourismus.
Wir folgen unserem Weg, bergauf, bergab. Nach einer langen Strassen-Baustelle steigen wir wieder in den Wald. Nun verläuft unser Weg parallel zur Autostrasse. Man riecht es. Das Rauschen des Rheins vermischt sich mit Motoren- und Baulärm. Endlich lassen wir die Bauerei hinter uns und gehen über Stock und Stein auf schmalem Weg über dem Fluss. Hin und wieder begegnen wir Wanderern. Die letzte Strecke vor dem Suferser-See ist eine lästige Geröllhalde, steil, mit hohen Tritten, die uns das Gruseln beibringt. Ich bin hässig — wo hetzen die uns hin?
Nach Sufers nehmen wir die letzte Strecke vor Splügen unter die Füsse. Meine Beine werden schwer. Ich schalte auf «Automat», setze einen Fuss vor den andern. Der Stundenhalt wird gestrichen. Nicht mehr hinsetzen — erst am Ziel.
Splügen
Splügen liegt vor uns. Wir besuchen die Kirche, bewundern das kunstvolle Chorgestühl aus Arvenholz. Dann finden wir das Hotel Weisses Kreuz. Eine Meisterleistung des Architekten — alte Bausubstanz in Verbindung mit modernen Materialien. Schön, aber teilweise nicht sehr praktisch. Unser Badzimmer ist über eine Treppe mit hohen Stufen erreichbar. Nehmen denn heute die Treppen kein Ende? — Bei einem Glas Herrschäftler Weissen stossen wir auch auf diesen Wandertag an.
Was für eine Nacht! Wir können nicht einschlafen. Noch um 1 Uhr wälzen wir uns hin und her. Wenn Vre sich dreht, schaukelt auch mein Bett, als ob wir uns bei Windstärke 5 auf See befänden, und umgekehrt. Das Designer-Badzimmer wird häufig frequentiert. Mein Bauch rebelliert. Treppauf — treppab! Ob es wohl Geister gibt in diesem Zimmer? Ein ruchloser Säumer hat vielleicht vor 300 Jahren die Küchenmagd geschändet. Was geschah auf dieser unseligen Treppe? Was in diesem Zimmer, das früher als Küche diente?
Auf dem Säumerweg über den Pass
Der Himmel ist wolkenlos; die Berge türmen sich frisch gewaschen vor unseren Augen. Der Weg steigt durch Lärchen- und Tannenwald. Die Blumen nicken uns zu — sie sind wieder alle da: Orchideen, Margeriten, Teufelskralle, Distel, Hauswurz und alle Kleinen, deren Namen ich nicht kenne. Säumerweg, so haben wir ihn uns vorgestellt. Grosse Pflastersteine bilden die «Strasse», links und rechts eingefasst mit grossen Blöcken. Bis zur Passhöhe gehen wir drei Stunden. Eine Zollstation, zwei Grenzwächter — wir sind in Italien. In Monte Spluga gibt‘s echten Cappuccino. Vor der Schlucht Cardinello sinkt mein Mut. Die Wegbeschreibung empfiehlt Trittsicherheit und rät, die Schlucht bei Nässe zu meiden. Wir beschliessen, mit dem Postauto nach Isola zu fahren. Wir fragen ein paar Kraftwerkarbeiter, wann der nächste Bus fahre. «Um 6 Uhr abends» ist die Antwort. Jetzt ist 15 Uhr. Ach herrje! Zwei Männer laden uns ein, mit ihnen zu Tal zu fahren.
Im «Albergo
Mangusta» ist ein Zimmer bereit, einfach, sauber,
freundlich. Die Besitzerin begrüsst uns herzlich. Leider
kommt kein warmes Wasser aus der Dusche. Sonst ist alles
gut. Ich nehme ein Kopfwehpulver und schlafe eine Stunde.
Auch mein Bauch beruhigt sich.
Nicht viele Gäste
sind im Ristorante. Ein Paar — wohl nicht verheiratet, die
Unterhaltung sprudelt — sitzt neben uns. Dazu in einer Ecke
die Wirtsfamilie, vier Kinder und der Papa. Die Mama bedient
mit ihrer Schwester die Gäste. Die beiden jungen Frauen
führen das Gasthaus. Wir gehen früh schlafen. Vre sagt am
Morgen, ich hätte geschnarcht wie ein Sägewerk.
Der Morgen ist herrlich. lsola wird dominiert von den Kraftwerksbauten. Wir wandern dem Stausee entlang, gehen ein Stück auf der Fahrstrasse. Und was jetzt kommt, ist wahre Freude. Wir zweigen nach einer Viertelstunde Landstrassen-Tippel rechts ab, überqueren eine Wackelbrücke und sind wieder auf dem «echten» Säumerweg. Dem Bach entlang über Stock und Stein, durch Bergsturzgebiet. Ein Agriturismo bei Campodolcino lädt zu einem Cappuccino ein. Dann geht es weiter. Mir scheint, dies sei der schönste Teil der ganzen Via Spluga. — Ein leichtes Auf und Ab, meistens ab. Wir müssen eine ziemliche Höhendifferenz von lsola (1260m) nach Chiavenna (330m) überwinden. Aber es lohnt sich. Der Bach ist unser treuer Begleiter. Zum Schluss ein Stück der Strasse entlang, dann treffen wir auf die ersten Häuser von Chiavenna.
Chiavenna
Das Zentrum ist sehr schön. Enge Gassen mit Pflastersteinen und zwei breiten Streifen Granitplatten: Marciapiedi. Chiavenna ist eine Mischung aus Bergdorf und südlichem Charme. Das Nachtessen ist gut: Gnocchi alla Chiavennese, Polenta mit Ricotta, Frutta fresca. Die Italiener geniessen die laue Nacht vor unserem Fenster. Gelegentlich schlafen wir trotzdem ein.
Auf dem Bahnhof
warten wir auf das Postauto nach St. Moritz. Die Fahrt
durchs Bergell ist herrlich. Immer wieder locken gelbe
Wegweiser. Es juckt uns in den Füssen. Doch für dieses Mal
ist unsere Wanderwoche zu Ende. Im Bahnhof St. Moritz
stellen wir unser Gepäck ein und gehen ins Dorf. Es wirkt
alles so geschniegelt. Die Auslagen in den Schaufenstern
sind von einer anderen Welt. Wir trinken Kaffee und steigen
zum See hinunter, ein letzter Spaziergang. In der Meierei
sitzen wir auf der Terrasse und stossen noch einmal auf
diese Wanderwoche an. Wir sind dem Schicksal dankbar, das
uns trotz unseres fortgeschrittenen Alters solche Touren
gewährt und wir stossen an auf die nächste Wanderwoche. Wie
wär‘s mit der Via Bregaglia?
Weiterer Erlebnisbericht:
Als Grundlage
diente mir der vom Verkehrsverein Thusis herausgegebenen
Prospekt „Kultur- und Weitwanderweg - Thusis-Splügenpass -
Chiavenna, Via Spluga“, welcher auch auf der „wandersite“
beschrieben ist. Wir haben allerdings - angelangt in
Chiavenna - die Rückwanderung in die Schweiz zusätzlich noch
gemacht. Hier mein Wanderbeschrieb ab Chiavenna.
|
Kreuzgang in Chiavenna |
Wir lassen die Bäume hinter uns, der Weg führt uns auf die Alp Avero, eine Maiensäss mit rund 10 gut erhaltenen Steinhäusern, welche teilweise als Ferienhäuser dienen und einer neurenovierten Kapelle. Der anstrengende Aufstieg macht uns durstig. Leider hat es in Avero kein Restaurant, dafür einige Brunnen mit kühlendem, frischem Wasser. |
In gleicher Richtung, wie wir gestern gekommen sind, geht’s heute weiter. Nach 500m verlassen wir die Autostrasse und folgen, dem Waldrand entlang, dem Wanderweg. Vor uns sehen wir bereits den Winterkurort Fraciscio. Wir folgen den Wegweisern Richtung "Rifugio Chiavenna (Angeloga)" auf einer Autostrasse, welche später etwas schmaler wird und schlussendlich in einen Bergwanderweg hinüberführt. Im Zick-Zack geht’s hinauf bis zum Punkt 1970 m. Von dort sind es nur noch einige Meter bis zur Hütte Rif. Chiavenna (Angeloga).
Sollte man noch Lust auf einen Spaziergang haben, oder vielleicht sogar für ein Bad, so stehen verschiedene Seen in der Umgebung zur Verfügung: Lago di Angeloga, Lago Nero, Lago Caldera, Lago Ballone etc. Aufgrund der hervorragend gekochten, italienischen Spezialitäten, ist die Hütte des italienischen Alpenclubs über die Wochenende gut besucht.
Bei schlechtem Wetter kann man den Aufstieg und die Uebernachtung in der Hütte Chiavenna-Angeloga auslassen und von Fraciscio 1341m auf einem schönen Waldweg über Motta 1750m wandern und von dort, teilweise auf einer Autostrasse, weiter nach Madesimo 1538m. Wir haben jetzt die Möglichkeit: entweder in Madesimo zu übernachten oder gleich weiter marschieren und direkt die für morgen vorgesehene Hütte Rifugio Bertacchi als Uebernachtungsort zu wählen. Unsere Tour würde demzufolge um einen Tag kürzer werden.3. Tag: 5h, aufwärts 900m, abwärts 700 - T 2
Neben der Hütte weist uns der Wegweiser nach "Madesimo". Rund 2 km wandern wir auf gleicher Höhe, mit wenigen Auf und Ab entlang dem Berghang, überqueren das „Val Crotto“, das Val Alta 2228m, verlassen die steilen Abhänge und gelangen auf Alpwiesen nach Motta di Sopra. Nun steuern wir dem bekannten Winterkurort Madesimo zu.
Wir pilgern der Haupstrasse entlang, doch bereits nach 2 km, bei Casone, sind wir weg von der Zivilisation, auf einem schönen Wanderweg, welcher Schritt für Schritt in die Höhe geht. Dem Bach „Scalcoggia“ entlang steigen wir höher, überqueren den Bach und bereits sehen wir die Hütte Rif. Bertacchi, mit dem etwas tiefer liegenden See „Lago di Emet“.
Von der Hütte geht es schön gemütlich, auf gutem Wanderweg hinauf Richtung "Niemet-Pass". Wenn wir den Zeitpunkt nicht verpassen, sehen wir links den Lago di Monte Spluga, den wir vor einpaar Tagen (sofern wir die Via Spluga gemacht haben) entlang gewandert sind. Wir sind aber schon nach wenigen Schritten auf dem Pass da Niemet.
Jetzt geht es nur noch runter, über Alpwiesen nach Cuort Viglia. Bei der Alp Niemet kommen wir auf eine Alpstrasse, bei Punt da la Muttala nehmen wir den rechten Weg, immer der Alpstrasse entlang, welche uns in grossen Schlaufen hinunter zum „Madrischer Rhein“ führt.
Wir überqueren die
Brücke und müssen wohl oder übel noch 20 Höhenmeter über uns
ergehen lassen, bis wir in Innerferrera
„einmarschieren“ können. (Ich sag’ Dir lieber Freund, das
Bier ist gut!)
Die
Postauto-Haltestelle befindet sich mitten im Dorf, nicht an
der Umfahrungs-Strasse.
Gasthäuser
und Links
|